Bergwerke auf ‚homersheimat‘

Für alle Eiligen: Hier die Übersicht zu Seiten, die sich aktuell dem Themenbereich „Bergwerke“ zuordnen lassen. Der Themenbereich „Bergwerke“ hat Querschnittsfunktion auf dieser Website, erschließt also Seiten, die zumindest teilweise bereits anderen Rubriken auf dieser Website zugeordnet sind.

Kupferminen auf Zypern– Bedeutende Ressourcen der Bronzezeit, die bis in die Jetztzeit genutzt werden.
Kupferminen von Temesa – bronzezeitliche Kupfer-Lagerstätten an der kalabrischen Stiefelspitze Italiens, die noch bis in Homers Zeit eine Rolle gespielt haben.
Salzhalden an der Werra– Zeugnisse für eine der wenigen Ressourcen, deren Gewinnung noch in unserem nahen Umfeld erlebbar ist.
Besucherbergwerk am Donnersberg – Abbau von Kupfer, Eisen und Mangan im großen Rhyolith-Dom, der heute den höchsten Berg der Pfalz repräsentiert.
Eisenerzbergbau am Dünsberg– Lokalität einer wichtigen Phase deutscher Erzrohstoffgewinnung, an die die Erinnerung nahezu total verschüttet ist.
Bergbauwelt Odenwald – Wiederentdeckung einer verschütteten Geschichte des Erholungsgebiets am Rande der Rhein-Main-Region

 

Für die weniger Eiligen hier ein den Themenbereich motivierender Gedankengang:

Wo haben wir den Schlüssel verloren?

Eine Mehrheit der Amerikaner sieht in der (wissenschaftlich in hochkomplexen Studien durchaus immer mehr bestärkten) Hypothese eines menschengemachten Klimawandels ein Hirngespinst und lehnt jegliche Maßnahmen zur Minderung von CO2-Emissionen ab. Denn die könnten ja den gewohnten ‚way of life‘ stören (...was ein Hirngespinst, das man sonst von Hollywood für den Preis eine Kinokarte bekommt, nun wirklich nicht wert wäre). Ebenso viele nehmen die biblische Schöpfungsgeschichte wörtlich und sind der Meinung, dass die Welt vor rund 6000 Jahren erschaffen worden sei. All das mag man hierzulande für total bescheuert halten.

Dennoch ist unser eigenes Verhalten, das nicht von solchen Weltsichten gesteuert scheint, auch ohne derartige ideologische Überhöhungen nicht unbedingt besser als das der ‚bescheuerten‘ Klimawandelverleugner und Kreationisten. Denn ein Gegensteuern gegen die drohende Klimakatastrophe würde von jedem erhebliche alltägliche Verhaltensveränderungen fordern, die nur ganz wenige tatsächlich vollziehen (...und schon gar nicht die, auf die es besonders ankommt – was keine Entschuldigung sein kann, denn diese Leute werden mehrheitlich gewählt).

Und was tatsächlich vor 6000 Jahren auf unserem Globus los war, hat auch kaum jemand auf dem Schirm. Testen Sie sich mal Ihre Vorstellung und Ihr Wissen: Wie sah die Welt vor 6000 Jahren aus?

Mit dem Lebensalter nimmt auch die Fähigkeit zu (natürlich nicht ganz ohne Übung), sich geschichtliche Dimensionen vorzustellen. Für einen 60-jährigen liegt das kreationistische Schöpfungsdatum „nur“ noch im hundertfachen seiner eigenen Lebenszeit zurück (über korrespondierende Weisheit einer Mehrheit älterer Amerikaner wird allerdings nichts berichtet). Von einem Teenager – Faktor um die 500 – kann man diese Zeitvorstellung eher nicht erwarten.

Ein kluger Kommentator eines der alljährlich wiederkehrenden Klimawandelberichte hat die subjektive Disposition derer, die realistischerweise nicht einmal die Kurzfassungen solcher Berichte, sondern allenfalls die (mit eintägiger Verfallszeit ausgestatteten) Medienkolportagen darüber rezipieren, gesagt:

Die meisten Menschen suchen Erkenntnis nur dort, wo gerade Licht ist, nicht aber dort, wo sie den Schlüssel dazu verloren haben.

(FAS 06.04.2014, Wissenschaft, „Alles prima mit dem Klima?“)

Unmittelbar meinte dies Substrat, dass menschliche Erkenntnis über den Klimawandel nur intellektuell jenseits der erfahrbaren unmittelbaren Lebenswirklichkeit möglich ist, da jene diesen Klimawandel noch nicht drastisch erlebbar macht, so dass man ihn nur gedanklich mithilfe des wissenschaftlichen „Schlüssels“, nicht aber empirisch im Lichte der Alltagserfahrung wahrnehmen kann (... und wenn man den Klimawandel irgendwann tatsächlich deutlich wahrnehmen kann, wird es wahrscheinlich zu spät sein, um wirksame Gegenmaßnahmen zu treffen).

Und im Kontext der 6000-Jahre-Schöpfungsgeschichte heißt dies: Es ist viel einfacher, mal eine günstige Chrismon-Reise nach Çatal Höyük zu buchen und sich durch die vom mediterranen Licht durchflutete Landschaft führen zu lassen, als sich in das Studium der neolithischen Revolution zu vertiefen. Womit nichts gegen solche Studienreisen gesagt sein soll – selbst die werden nur von einer kleinen Minderheit gebucht, während beim großen Rest die Erkenntnis über Çatal Höyük weitgehend im Dunkel des ‚verlorenen Schlüssels‘ angesiedelt ist (wenn da nicht mal Wikipedia situativ abhilft).

Bei Bergwerken sind Optionen auf Erkenntnis ähnlich gelagert. Die Zeiten, in denen man über Erzvorkommen im Lichte des Erlebens sozusagen ‚stolpern‘ konnte, sind lange vorbei. Heute findet nahezu keine Gewinnung der für unsere Zivilisation so existenziellen Rohstoffe mehr in einem erfahrbaren, nahen räumlichen Horizont statt. Anders war das in der Zeit vor gut zweieinhalb tausend Jahren (nicht mal sechstausend!), in die in Zentraleuropa die Kelten eingeordnet werden, die wir mit der zentraleuropäischen Eisenzeit verbinden.

Die Kelten ‚stolperten‘ noch in einer weitgehend natürlich gefassten Umwelt über Eisenerzvorkommen, so dass sie mit der Gewinnung dieser Ressourcen die für sie nur schwer erreichbaren Komponenten Kupfer und Zinn (zur Herstellung von Bronze) kompensieren konnten. Sie setzten am „Ausbiss“ von Erzlagerstätten an, also dort, wo eine Erzader an die Erdoberfläche trat und durch ihre vom sonstigen Boden abweichende, meist kräftig rostrote Farbe auffiel. Allein diese Beobachtung reichte natürlich nicht aus, um aus dem Erzfund geschmiedete Waffen und Werkzeuge zu fertigen, weil außerdem eine Technologie zu entwickeln war, die alle Hochachtung verdient.

Doch all jene „Ausbisse“ sind aus unseren hochkultivierten Landschaften längst verschwunden. Die Rohstoffgewinnung der Kelten und ihrer Nachfolger hat sich in der weiteren Geschichte vom oberflächigen Fund über den Tagebau, der diesen Ausbissen in die Tiefe folgte, bis in die nicht mehr per Tagebau erreichbaren Sphären des Untertage-Bergwerks vorgearbeitet und die hierzulande auf diese Weise erreichbaren Rohstoffe ausgebeutet. Von den Anfängen zeugen vielleicht noch verwaschene Gräben in den Wäldern oder Felder von fast eingeebneten „Pingen“ (kleine trichterartige historische Abbaugruben), auf die allerdings meist keine jener „Geopark“-Infotafeln im Gelände hinweist, die bei den Tourismusorganisationen immer beliebter werden.

Heute findet Eisenerzabbau in weit entfernten Regionen dieser Welt statt, in die vermutlich nur noch ein nicht mehr messbarer Teil unserer hiesigen, davon profitierenden Wohlstandsbevölkerung jemals vorgedrungen ist oder vordringen wird. Entsprechend wenig wissen wir auch über die Verortung dieser Lagerstätten, ihre Geologie, die Arbeitsbedingungen der dort Tätigen und die Umweltauswirkungen dortiger Ressourcengewinnung. Diese Unkenntnis ist auch insofern grotesk, als die heutige Gewinnung von Erzen in diesen entfernten und von der Wahrnehmung ausgeblendeten Orten in einem derartig gigantischen Maßstab stattfindet, dass jener historische Abbau entlang von Erzlager-Ausbissen geradezu als Mückenschiss in der Menschheitsgeschichte erscheint.

Es wird dem vom strahlenden Licht auf die Erkenntnis abhängigen ‚modernen‘ Menschen leicht fallen, diese ‚modernen‘ Ressourcen-Lagerstätten nach Abschluss ihrer Ausbeutung wieder zu ‚vergessen‘, weil wir sowieso nie gewusst haben, wo wir sie finden und lokalisieren könnten. In unbekannten fernen Regionen bleiben dann gewaltige Wunden unserer Erde, die vielleicht allmählich zuwachsen, was aber die ökologischen Schäden wie Schwermetallhalden oder Säureseen auch nicht mindert. Und was schon gar nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass gewaltige, in erdgeschichtlicher Zeit entstandene Ressourcen binnen kürzester Zeit unwiederbringlich verbraucht wurden, damit verloren sind. Zwar gibt es inzwischen Ansätze nachhaltiger Ressourcenbewirtschaftung durch „Recycling“. Der Großteil der gewonnenen Ressourcen landet jedoch nach wie vor feinverteilt im Müll.

So ist zwar das Eisen das neunthäufigste Element auf Erden, doch insgesamt so feinverteilt, dass seine Gewinnung nur in besonderen Bereichen lohnt. Dort hat es sich in geologisch langen Zeiträumen angereichert, die mit unserer heutigen Verbrauchshektik nicht mithalten können. Der Verbrauch dieser Ressourcen ‚pulverisiert‘ diese in langen Zeiträumen angereicherten Lagerstätten somit binnen kurzer Zeit in jenen Zustand, in dem die nicht angereicherten, und damit auch nicht nutzbaren Ressourcen ansonsten allgemein verteilt sind.  

Diese Erkenntnisse sind mir erst spät gedämmert, als ich mich mit den zyprischen Kupferlagerstätten befasst habe. Auch insofern ist also Zypern eine – wie die Geologen sagen würden – Typlokalität... mit dem Unterschied zur Ausbeutung von fernen Rohstofflagerstätten der Jetztzeit, dass diese Lagerstätten durchaus gut zu besichtigen sind, wenn man sich aus dem Dunkel des verlorenen Schlüssels heraustrauen und mit diesem nahezu verschütteten Thema befassen will – damit wir aus dem allen Nachhaltigkeitsansprüchen widersprechenden Rhythmus von „Ausbeutung – Verbrauch – Vergessen“ herauskommen:

Hierzulande findet Rohstoffabbau so gut wie nicht mehr statt (sieht man einmal von Steinbrüchen und Kiesgruben ab). Im Ruhrgebiet wird noch ein wenig Kohleförderung über die Zeit gerettet, das kann aber nicht besichtigt werden. Zwar wird angesichts steigender Weltmarktpreise hier und dort die Wiederaufnahme von Rohstoffabbau erwogen – doch noch ist es nicht so weit.

Es gibt nur ganz wenige Lokalitäten, an denen historische Rohstoffgewinnung museal konserviert wurde. Beispiele sind die „Grube Fortuna“, ca. 6 km westlich von Wetzlar, oder die „Weiße Grube“, ein aufgelassener und von einem regen Förderverein als „Besucherbergwerk“ betriebener Kupferbergbau am südlichen Donnersberg-Rand – siehe dazu Bergwerksregion Donnersberg. Meist wurden die Förderschächte nach Abschluss der Förderung zugeschüttet und die Tagebaue „renaturiert“, so dass alsbald die Erinnerung daran erlosch. Allenfalls erinnert noch eine versteckte Infotafel an eine bedeutende Industriegeschichte.

Ein Beispiel für das nahezu totale Vergessen einer wichtigen Bergbaugeschichte ist der erst 1963 eingestellte Eisenerzbergbau am Fuße des Dünsbergs wenig östlich von Gießen. Der Dünsberg ist auch wegen seiner keltischen Geschichte und dem in keltischer Zeit entstandenen dreifachen Ringwallsystem besonders besuchenswert – womit sich beim aufmerksamen Besucher die Klammer zu den Anfängen des Eisenerzbergbaus in der Keltenzeit schließen könnte.

Eins der ganz wenigen Reviere, in dem auch aktuell noch Rohstoffförderung in nicht-musealer Form hierzulande stattfindet und in dem ergänzend dem Besucher eine beispielhafte Dokumentation geboten wird, sind die Kalibergwerke an der Werra im hessisch-thüringischen Grenzraum.

Somit sind die vier Gegenstandsbereiche, in die sich bislang das Themengebiet „Bergwerke“ auf dieser Website differenziert, so zu pointieren:

Für alle vier gibt es auch auf dieser Website Schlüssel zur Erkenntnis, die nur (durch Lektüre) ins Schloss gesteckt werden müssen.