Planungen für die Konversionsflächen in Darmstadts Westen

Konzentrat der kritischen Auseinandersetzung mit den städtischen Gutachten und Rahmenplänen in 9 Thesen.

Die ausführliche Fassung dieser Untersuchung (PDF-Datei mit 8 MB) kann hier angesehen oder heruntergeladen werden: Entwicklung der Konversionsflächen im Südwest-Quadrant der Weststadt.

 

Gestrichelte lila Linie in hellgrauer Fläche: Gültige Planung einer ICE-Trasse mitten durch das Hale Depot (Regionalplan 2010)

Die bislang hermetisch abgezäunten Kasernenflächen des Nathan-Hale-Depots und der Kelly-Barracks waren bislang ein undurchdringlicher Fremdköper im Westen Darmstadts. Nun stehen sie für neue Nutzungen zur Verfügung. Die zukünftige Nutzung und Einbettung dieser Flächen in den Stadtraum wäre über eine Fortschreibung des Flächennutzungsplans zu entwerfen. Doch die Stadt Darmstadt blieb insofern untätig. Regionalplan und Flächennutzungsplan stehen bislang in eklatantem Widerspruch zu den laufenden städtischen Aktivitäten.

Lila Kreise – Verbindungen zukünftig gekappt: verlängerte Schepp Allee und Bahnanschlüsse

Stattdessen wurde viel Geld für Verkehrsuntersuchungen ausgegeben, die sich nicht der wesentlichen Frage stellen, wie die zukünftigen Verkehre in und aus den Konversionsflächen mit dem städtischen Umfeld gestaltet werden können. Die Verkehrsuntersuchungen entwerfen vor allem ein internes Erschließungsumfeld für lokale Firmen unter Außerachtlassung übergeordneter Belange der Stadtentwicklung.

Mit der Westtangente wird der Waldrand zum Straßenrand

Das Gebiet soll zudem verkehrlich vom Stadtumfeld weiter abgeschnitten und vornehmlich über eine Westtangente erreicht werden, die massiv in den Darmstädter Westwald einschneiden würde. Alternativen zu dieser Westtangenten-Erschließung wurden weder ernsthaft erwogen noch ergebnisoffen untersucht.

Die eingeholten Verkehrsgutachten befassen sich vornehmlich mit dem motorisierten Individualverkehr. Ein leistungsfähiger Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs wird auch angesichts erwarteter 20.000 Arbeitsplätze und angesichts der unzureichenden ÖPNV-Versorgung des Quartiers selbst sowie der benachbarten Heimstättensiedlung nicht angegangen.

 

 

 

<  nur „Planstraßen“ fürs Auto

Es soll beim jetzigen K-Bus bleiben. Nicht mal eine Busspur wird vorgesehen (der abgebildete LKW ist kein Bus und führt auf der normalen Spur).

Vorstöße der HEAG Nahverkehrsgesellschaft zur Planung einer Straßenbahn ins Quartier wurden in den Verkehrsuntersuchungen beiseitegeschoben, Machbarkeitsstudien nicht abgewartet und mögliche Trassen für den Öffentlichen Nahverkehr nicht gesichert.

Die Verkehrsuntersuchungen stellen sich nicht dem Hauptproblem der Darmstädter Verkehrsmisere, dass die wesentlichen Pendlerverkehre aus dem Osten von Darmstadt in die westlichen Arbeitsplatzquartiere zielen und dabei die Stadt durchqueren müssen. Eine Lösung über die Verlängerung der hervorragenden Bahninfrastruktur vom Hauptbahnhof ins Quartier wird nicht erwogen. Sie ist hingegen Kern des hier gemachten Alternativvorschlags „Eine Straßenbahn in Darmstadts Westen!“.

 

 

< Verlängerung der Linie 3 – grüne Linie vom Hauptbahnhof (oben) zur Heimstädtensiedlung / Real-Markt (unten)

Winston Churchill

Die Verkehrsuntersuchungen arbeiten mit offensichtlich irrealen Annahmen. So wird ein großes ansiedlungswilliges Unternehmen tatsächlich nur gut ein Viertel jener Arbeitsplätze im Quartier schaffen, die als Berechnungseckwert in die Verkehrsprognosen eingegangen sind und die so die prognostizierten Verkehrszahlen unangemessen hochgetrieben haben.

Die Stadt – also der Steuerzahler – baut nur Straßen um die Firma herum – das aber opulent und auf allen Seiten.

Letztlich wird der riesige gutachterliche Aufwand in den praktischen Planungen selbst zur Makulatur. Bereits der erste Bebauungsplan im Quartier (W 46.1) ignoriert die gutachterlichen Vorschläge weitgehend und folgt ohne irgendeine Berücksichtigung übergreifender Stadtentwicklungsziele allein den Expansionsbedürfnissen einer Einzelfirma. Seine simple Zwecksetzung lautet: Baurecht für die Firma Döhler schaffen.

Das Darmstädter Stadtbild war über Jahrhunderte im Westen von strahlenartigen Verbindungen in die Weite des Rieds (der Rheingrabenebene) geprägt. Eine der wichtigsten Verbindungen – die Schepp Allee – wird von den Planern im Zuge der Flächenverteilung quasi im Vorbeigehen aufgegeben. Einen Denkmalschutz für Stadtgeschichte gibt es in Darmstadt offenbar nicht mehr.

 

 

 

 

 

<  Ausschnitt aus der Karte von Darmstadt und Umgebung aus dem Jahre 1789

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