Die Kupfermine Skouriotissa (Katydata)

Schon aus größerer Entfernung fällt beim Blick aus dem All (etwa in der Google Earth-Ansicht) die große aktive Kupfermine von Skouriotissa als enormer Landschaftsschaden auf. Andere Mienen auf Zypern präsentieren sich als (durch Bermen gestaffelte) Tagebau-Krater mit rostbraunem Kupfersulfatsee am Grund, umgeben von Abraumhalden.

Anders Skouriotissa: hier ist das Tagebaugelände nicht nur von Abraumhalden, sondern auch von weiträumigen Produktionshalden umgeben, auf denen die geförderten und gemahlenen Kupfererze aufgeschüttet wurden und werden, um sie dann mit speziellen Bakterien und Schwefelsäure zu berieseln. Mit diesem neuen technologischen Prozess des Bioleaching kann heute Kupfer gewonnen werden, ohne dass ganze Wälder verheizt und gewaltige Mengen Schwefeldioxid zu Lasten entfernter Wälder in die Luft geblasen werden müssen.

Lokalisieren wir zunächst die Mine selbst nebst einiger ‚points of interest‘ auf der Kartengrundlage von OpenStreetMap. Die Pins können angeklickt werden und zeigen dann in Popups weitere Erläuterungen:

Die Minenleitung verhält sich sehr zurückhaltend gegenüber Besichtigungswünschen. Für die Exkursion im Jahre 2012 war zunächst eine Besichtigung  vereinbart, die dann aber von der Mine kurzfristig abgesagt wurde. Begründung: man würde nur noch an vier festen Terminen im Jahr Gruppen durch die Mine führen, wobei die Teilnahme vor allem für Schulklassen, Universitäten und Kunden der Mine gedacht sei.
Die Pins auf der OpenStreetMap-Karte zeigen aber Möglichkeiten auf, von wo aus die Arbeit in der Mine recht gut betrachtet werden kann.

 

Die Skouriotissa-Lagerstätte war – wie fast alle der in jüngerer Zeit (vorübergehend) wieder reaktivierten Kupferminen – bereits in der Bronzezeit bekannt. C14-Datierungen setzen die ersten Verhüttungsaktivitäten bei Skouriotissa schon auf die Zeit um 2000 v. Chr. an.

Die drei Minen im Hinterland von Lefke bzw. beidseits des unterhalb von Lefke ins Meer mündenden Xeros-Flusses – Skouriotissa, Mavrovouni und Apliki – gelten auch als das bronzezeitliche Kupferrevier im Hinterland von Soloi. Die römisch-byzantinischen Ruinen dieser bis in die Bronzezeit zurückreichenden Stadt finden sich nur wenige Kilometer weiter westlich.

An die Kupfergewinnung von der Bronze- bis in die Römerzeit erinnern am Minenrand noch stattliche antike Schlackehalden auf eine Länge von gut 200 m. Zwar wurde viel von diesem Material abgetragen und vor allem für die Produktion von Straßenschotter verarbeitet, wenn es nicht bereits für die neuzeitlichen Gruben-Aktivitäten im Weg war. Doch es ist immer noch genug da, um die Strukturen der Silikatschlacken zu studieren, die aus den archaischen und antiken Kupferöfen abgeflossen sind.

Die neuzeitliche Wiederentdeckung und Exploration der Skouriotissa-Mine erfolgte ab 1914. Alsbald wieder unterbrochen durch den ersten Weltkrieg wurden insbesondere nach Kriegsende zahlreiche Bohrungen eingebracht, mit denen die Dimensionen der Lagerstätte erfasst werden sollten.

In den 1950-er Jahren – Hochphase zyprischer Erzförderung – wurden ergänzend intensive geologische Studien zur Erforschung der zyprischen Erzlagerstätten durchgeführt. Eine dieser Studien betraf die Xeros-Troodos-Region (Erscheinungsjahr 1959). In dieser Studie stellte man eine Erstreckung des Skouriotissa-Erzkörpers über ca. 600 x 200 m mit einer Mächtigkeit von bis zu 45 m fest. Geologische Karten hielten jedes Detail fest –  hier ein Ausschnitt zum Umfeld der Skouriotissa-Mine:

Der Hügel, der die Örtlichkeit schon von weitem auffallen lässt, hat nichts mit der magmatischen Geschichte der Lagerstätte zu tun, sondern wird durch den Rest einer Korallenriffkalkscholle gebildet, die im Meer des oberen Miozäns (ca. 11,2 bis 5,3 Mio. J.) entstanden ist – in der Karte hellblau und mit j4 bezeichnet. Der höchste Punkt auf dieser Kalkscholle hat eine Höhe von 396 m und heißt „Phoucassa Hill“. Daraus ergab sich auch der erste Name dieser Mine in der Geschichte neuzeitlicher Erzgewinnung.

Derartige Reste miozäner Riffe gibt es in der Gegend noch weitere. Auf der mit 235 m unmittelbar über am Meer aufragenden und daher besonders markanten Erhebung aus diesem Gestein stand wenige Kilometer westlich der berühmte Palast von Vouni. Er wurde über nur ca. 120 Jahre in der Zeit der Perserkriege (ab ca. 500 v. Chr.) gebaut, umgebaut und genutzt.

Ansonsten stehen im Skouriotissa-Umfeld die oberen Pillowlaven (upper pillow lavas = UPL) an, die in der Karte lila angelegt sind. Darin ist die Erzlagerstätte als punktierte Fläche sowie mit den überlagerten Symbolen für Kupfer- und Goldmine dargestellt.

Zwischen den Pillowlaven und der Kalkdecke schaut insbesondere im Norden, aber auch ein wenig an den Rändern der Kalkplatte eine braun gefärbte und mit „g“ bezeichnete Schicht hervor, der an ihrem Nordende das Steinbruchsymbol gekreuzter Hämmer zugeordnet ist. Hier wurde Umbra abgebaut. Dabei handelt es sich um ein naturbraunes Farbpigment von Eisen- und Manganoxiden. Das zyprische Umbra galt als eines der wertvollsten, es wurde in großen Mengen gefördert und exportiert. Dieser Rohstoff hatte sich untermeerisch und hydrothermal aus sogenannten „Schwarzen Rauchern“ als erste Sedimentschicht auf den Pillowlaven abgelagert.

Das im geologischen Kartenausschnitt hellgelb gezeichnete Umfeld der Niederungen und Täler betrifft junge „fluviale“ (durch Gewässer bewirkte) Ablagerungen.

Mit den detaillierten Studien der 1950-er Jahre hat man auch die Zusammensetzung des Erzes genauer bestimmt. Im Durchschnitt wurden 2,25 % Kupfer (Cu), 48 % Schwefel (S) und 43 % Eisen (Fe) festgestellt. Man bedenke: wegen 2,25 % Kupfer im Erz wurden mächtige Deckschichten abgetragen, riesige Mengen Material aufgearbeitet und ein zwanzigfaches an Eisen buchstäblich weggeworfen, mit dem die bronzezeitlichen Kulturen noch nichts anzufangen wussten und das für heutige Minengesellschaften nicht rentabel zu gewinnen ist.

Die Skouriotissa-Mine wurde als eine der letzten in der Reihe neuzeitlicher, reaktivierter Minen erst 1994 wieder in Betrieb gesetzt. Stark steigende Kupferpreise machen heute die Produktion aus dieser Mine auch im 21. Jahrhundert immer profitabler. Man sieht dies schon am regen Betrieb im  Minengelände sowie am Ausbau der Infrastruktur: So ist zum Beispiel die bis 2010 eher an einen Feldweg erinnernde Zufahrtsstraße inzwischen leistungsfähig ausgebaut.

 

Abschließend folgt auf dieser Seite noch eine Bildergalerie zur Skouriotissa-Mine, die auch die Situation im türkisch besetzten Teil an der Küste einschließt.

Die aktive Bioleaching-Halde, die in dieser Bildergalerie in zwei Stadien – aus 2009 und 2012 – gezeigt wird, konnte leider nicht vom exakt gleichen Standort aufgenommen werden, weil die Situation durch den zwischenzeitlichen Zufahrtsstraßenausbau verändert wurde. Dennoch wird deutlich, wie die Halde mächtig angewachsen ist. Und noch immer tut ein Kranz von Sprinklerkanonen rund um die Halde ihren Dienst. Hingegen ist der Vergleich der „Baumkuchenschichtung“ aus hydrothermalen Ablagerungen vom fast gleichen Standort an der Nordwestecke des Geländes gelungen:

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