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Karatepe-Aslantaş – Besichtigung eines missachteten Welterbes


Übersicht:


 

1. Am Ende einer langen Grabungsarbeit

Der deutsche Archäologe Helmuth Philipp Bossert hatte nach einer prekären Biografie die Nazizeit mit Ausgrabungen in der hethitischen Hauptstadt Hatussa (heute Türkei) hinter sich gebracht – vielleicht mit, vielleicht auch ohne Nazi-Sympathien (vgl. seinen Wikipedia-Eintrag). Jedenfalls war er (schon 57-jährig) ein Jahr nach Kriegsende mit der erst 30-jährigen türkischen Archäologen Halet Çambel und ihrem nur ein Jahr älteren Landsmann Uluğ Bahadır Alkım in einer damals noch völlig unwegsamen Landschaft am östlichen Bergrand zur kilikischen Ebene unterwegs, um der undeutlichen Kunde von einem „Löwenstein“ nachzugehen. So wurde Karatepe Aslantaş entdeckt, was den Namen des „Schwarzen Bergs“ (kara = schwarz, tepe = Berg) und „Löwenstein“ (türkisch „Aslantaş“) zusammenbringt und wo sich gleich mehrere „Löwensteine“ als eindrucksvolle, hethitisch inspirierte Portallöwen mächtiger Festungstore zeigen sollten. Von dem seinerzeit im Wald versteckten gleichnamigen Dörfchen „Karatepe“, das sich heute auf den schlechten Landkarten der Türkei in den Vordergrund schiebt, aber nichts mit der historischen Stätte zu tun hat, hatte der Entdeckertrupp damals noch keine Kenntnis.

Fast 70 Jahre später mussten wir keine Pferde auf engen Pfaden durch dichte Wälder bemühen, sondern konnten auf asphaltierter Straße die inzwischen weitgehend restaurierte Festung komfortabel erreichen. Einsam ist es hier aber immer noch. An einem langen Vormittag waren wir die einzigen auf dem Gelände. Ein Budenbetreiber machte nur für uns seinen Andenkenverkauf auf – und nach unserem Abzug wieder zu.

Auch die Matadore der Ausgrabung sind nicht mehr unter uns. Helmut Bossert ist 73-jährig bereits im Jahre 1961 gestorben, Bahadır Alkım 20 Jahre später im Alter von 66 Jahren. Nur Halet Cambel hat lange durchgehalten und bis zu Ihrem Tode Anfang 2014 – fast 98-jährig! – an der Aufarbeitung der Ausgra­bungen ihres Lebens gearbeitet, zu der die Kollegen Bossert und Alkım nicht gekommen sind, auch weil Ergebnisse damals noch weniger ‚reif‘ waren als heute. 2014 starb zudem die Bossert Tochter Eva-Maria, die mit Cambel zunächst an Grabungen und schließlich an der Abschlussdokumentation gearbeitet hatte. Dieser letzte Band von vieren – sie sind über diverse Verlage und Länder verstreut – erschien erst nach dem Tod beider (vgl. dazu weiter den letzten Abschnitt 5 in diesem Text).

Es gibt jetzt also niemanden mehr unter den unmittelbar Beteiligten, mit dem man die Ausgrabungen diskutieren, der/die unpublizierte Informationen weitergeben oder Deutungen noch offener Fragen erwägen könnte. Wie fatal sich dies auswirkt, wird sich im Zuge dieses Berichts noch mehrfach zeigen.

2. Rekonstruktionen ins bewaldete Disneyland

Dass die Türkei das gesamte Umfeld des Karatepe-Aslantaş in einem Stausee ertränkt hat, dass die Lage am historischen Pyramos-Fluss somit nicht mehr erlebbar und dass die Wegebeziehungen durchs Flusstal hinauf ins anatolische Hochland, durch eine nahe frühere Pyramos-Furth und an der alten (ebenfalls im Stauwasser versenkten) Kreuzfahrerburg Kumkale vorbei nicht mehr nachvollziehbar sind – all das kann man als Besucher, der sich ein wenig kundig gemacht hat, schon vorher wissen. Dennoch stimmt dieser barbarische Umgang mit alten Kulturen traurig, wenn man seiner ansichtig wird. Vor Ort verlagert sich die Erwartung dann auf die Frage, was wohl auf den oberen Teilen des Festungshügels über der Stauwasserlinie übrig geblieben sein mag.

Der erste und auch später nicht mehr revidierte und deshalb auch diesen Bericht weiter begleitende Eindruck ist: überall dichter Wald. Er überwuchert die fragilen Mauerreste, seine Wurzeln sprengen Fels wie Rekonstruktionen und vor allem: dieser Wald verdeckt jegliche Sichtbeziehung, die für eine solche Festung auf einem Berg nachgerade konstitutiv ist. In der Türkei gibt es endlose kahle Flächen, denen eine Wiederbewaldung sehr gut täte. Es muss nicht ausgerechnet der Festungshügel von Karatepe zum Alibi von Wiederaufforstungen gemacht werden. Aber vielleicht hat auch hier der Aspekt obsiegt, den fragwürdigen Stausee unterhalb vor Verlandungen durch Geländeerosion abzusichern. Wer weiß.

Karatepe-Aslantaş - Überarbeiteter Lageplan der Festung mit Palast und anderen Bauteilen

Abb. 2: Strukturen der eisenzeitlichen Festung Karatepe-Aslantaş – Festungsmauer mit 34 Türmen, Vormauern an Süd- und Nordtor, Befestigung des Pyramos-Zugangs durch Schenkelmauern im Osten, Palast mit Terrassenumfeld, Besucherweg durch die Anlage (hellgrau). Zu den Höhenlinien vgl. die abschließenden Anmerkungen zu diesem Artikel in Abschnitt 5.

 

Schaut man sich den Plan in Abb. 2 an, so thronte auf der flachen Hügelkuppe um einen ca. 660 m² großen Innenhof ein prächtiger Palast mit einer Gesamtfläche von 45 x 65 m. Er war – abgesehen von seiner Südfront – nicht von Mauern oder Häusern umgeben, sondern geradezu verschwenderisch auf einer weiten Terrasse freigestellt, die nach Norden hin um die 40 m Raum griff und markant aus dem zum Nordtor sanfter als im Süden und Osten  abfallenden Hang herausragte. Der Fuß der Terrassen- Umfassungsmauer liegt im Norden gut 10 m tiefer als die Fundamente des Palastes.

Das Nordtor mit seinen Bild-Orthostaten in Vorhof und Seitenkammern war von zwei mächtigen Türmen flankiert und durch einen vorgestellten dritten Turm ergänzt, der zusammen mit einer Vormauer eine schwer zu erobernde Zwingersituation schuf. Vor dem Tor senkte sich der Hang zur Furth durch den Pyramos, dessen Verlauf weit nach Norden zu verfolgen gewesen sein muss. In der Gegenrichtung muss diese prachtvolle Anlage schon von weither Eindruck gemacht haben.

Von all dem ist vom Besu­cher­rundweg aus nichts mehr zu sehen, der sich durch dichten Wald so direkt wie möglich vom Südtor zum Nordtor schleicht und außer diesen beiden „Highlights“ der Festungsanlage jedes weitere archäologische bzw. historische Objekt im Areal meidet. Angesichts des immer undurchdringlicher werdenden Gestrüpps kommt man auch gar nicht mehr auf die Idee, sich getrieben vom Interesse an Mauerresten seitlich in die Büsche zu schlagen. Weder auf dem Weg noch am Nordtor selbst öffnet sich auch nur ein Blick auf den riesigen Stausee, unter dem einmal der Pyramos floss, geschweige denn auf den weiteren Talverlauf in die Ferne des anatolischen Hochlandes. Zur größten Sensation wird so der unmittelbare Nahbereich mit Maurischen Landschildkröten (Testudo graeca), die hin und wieder über den Waldweg krabbeln.

Noch zur Ausgrabungszeit sah das ganz anders aus. Vom Palast und seiner Terrasse wie vom Nordtor und den angrenzenden Befes­tigungs­mauern hatte man weite ungestörte Blicke ins Tal des Pyramos (Abb. 3). Selbstverständlich war das in jenen historischen Zeiten, in denen der Palast vor 2.700 Jahren genutzt war, nicht anders.

Nur heute halten es irgendwelche Ignoranten im türkischen Staat für sinnvoll, auf dem Hügel Bäume hochwachsen zu lassen. Das beginnt schon vor den Burgmauern. Keine Festungsanlage würde ihre Mauern von Bäumen überwachsen lassen, doch hier ist es so (Abb. 4).

Dieser offensichtliche Unfug wird allerdings durch einen verdeckten nicht nur buchstäblich ‚in den Schatten gestellt‘, wie es die Bäume mit den Mauern tun. Der grassierende Unfug betrifft die Burgmauern selbst. Denn an den imposanten Wällen sind lediglich die untersten zwei bis drei Steinlagen original, wie sie in Abb. 4 etwa hinter der Kiefer am linken Bildrand erkennbar werden und durch Bruchsteinform sowie unregelmäßige Größe hervortreten. Darüber haben „Restauratoren“ vierzehn exakt geschichtete Steinlagen aus zugerichteten Blöcken aufgemauert – ungefähr so, wie sich klein Fritzchen eine Burg vorstellt, wie es sie hier aber nie gegeben hat. Die Archäologen um Halet Çambel hatten hingegen herausgefunden (Karatepe 2, S. 29 und 31):

In der Regel sind die für die Mauern verwendeten Steine unregelmäßig in der Größe und nicht weiter bearbeitet, sondern höchstens grob zugeschlagen. Nur gelegentlich ist eine Glättung der Oberfläche erfolgt.

Außer in einigen Teilbereichen vor dem westlichen Befestigungsring konnte kaum Steinversturz in größerem Umfang festgestellt werden. So ist wohl anzunehmen, ... dass die Mauern über einem abgetreppten Steinsockel unterschiedlicher Höhe aus Lehmziegeln errichtet waren.

Der weithin übliche Steinraub an antiken Stätten wird von den Ausgräbern nicht als Grund in Erwägung gezogen, der die geringen verstürzten Bausteinmengen erklären könnte. Hingegen haben sie an einigen Stellen dicke Lehmpackungen festgestellt, die aus erodierten Lehm­ziegeln aufgewaschen worden sind (S. 29, 71). Daraus hatten sie den Schluss gezogen, dass die Bruchsteinmauern von Karatepe nur einen je nach Geländebeschaffenheit schwankenden, jedoch meist um die 1,0 bis 1,5 m hohen Sockel gebildet haben. Darüber erhob sich ein Aufbau aus luftgetrockneten Lehmziegeln im eigenwilligen Format von ca. 40 x 40 cm mit einer Stärke von 8 bis 10 cm, das an einem erhalten gebliebenen Lehmziegelaufbaurest am Nordtor abgelesen werden konnte (S. 33).

Der Mauersockel aus Kalkstein war um die fünf Meter dick. Er bestand aus einer äußeren und einer inneren Schale von 20 bis 80 cm langen Bruchsteinen in Erdmörtel und war dazwischen mit kleineren Bruchsteinen und Erde gefüllt. Da dieser Mauersockel am Nordtor noch in vollständiger Höhe erhalten geblieben ist, konnte dort zum weiteren Maueraufbau festgestellt werden: Auf den Bruchsteinsockel hatten die Festungsbauer zunächst ein Rost aus Holzbalken aufgelegt, auf dem dann der Lehmziegelaufbau stattfand (vgl. dazu die Beispiele aus der Levante sowie die Erörterung von egali­sie­ren­dem Unterbau vs. Erdbeben­vorsorge im Beitrag „Die Festung Karatepe-Aslantaş“ auf dieser Website).

Angesichts der Zerstörung des fragilen Lehmziegelaufbaus durch Niederschläge und Erosion gibt es natürlich auch keinerlei Informationen, wie hoch die Mauern insgesamt waren und wie einst die Mauerkrone ausgesehen haben könnte. Das noch von Raoul Schrott abgebildete erste Model im kleinen Museum von Karatepe-Aslantaş war ein reines Phantasieprodukt (Abb. 5). Gegenüber den himmelhohen Mauern erscheint der – sie real überragende – Palast winzig wie ein Hasenstall. Und auch für die Verzierung mit dreieckigen Zinnen gibt es keinerlei örtlichen Anhaltspunkt.

Das neuere Modell im Museum (Abb. 6) ist da schon besser – nicht weil es die Rekonstruktion der historischen Anlage völlig ahistorisch in den heutigen Stausee stellt, sondern weil es den niedrigen massiven Bruchsteinsockel in dunklerer Farbe gut erkennen lässt (wenn man darauf achtet), auf dem sich der (heller dargestellte) Lehm­ziegel­aufbau erhob. Auch hier sind natürlich die Zinnen nicht verbürgt. Der Palast ragt aber korrekt über die Gesamt­anlage hinaus, in seinem Umfeld  fehlt allerdings die große Terrasse, die ihn insbesondere zum Nordtor hin (links) umgab.

Die – im Gegensatz zum neueren Modell – allein aus historisch falschen und offenbar mühsam neu herbeigeschafften Steinquadern errichteten mehrere Meter hohen Festungsmauern sind also das reine Disneyland. Sie vermitteln Visionen einer Traumfabrik, nicht aber reale historische Gegebenheiten.

Auf dem gesamten Besucherrundweg gibt es heute angesichts der Überwaldung nur noch eine einzige Stelle, an der man ein wenig Übersicht über diesen Mauerring gewinnen kann: vom restaurierten Sockel des vorgelagerten Turms am Südtor aus über die Mauer Richtung Südosten (Abb. 7). Aber auch dieser Blick wächst unweigerlich zu, wenn nicht irgendjemand die nötige Rodungsaktion vornimmt.

3. Die Bildwerke und der Wettergott

Im Dokumentationsband der Bildwerke hatte Halet Çambel ausführlich diverse Datierungs­überlegungen zu den Orthostaten-Reliefs in den beiden Festungstoren diskutiert (S. 141 ff) und war zu folgendem Ergebnis gekommen:

Der Herrscher Azatiwatas, der in den bilingual angebrachten Inschriften seine Taten rühmen lässt, dürfte erst in einer Schwächephase des nahen assyrischen Großreichs in Kilikien zur Macht gekommen sein – frühestens 705 v.u.Z., dem Todesjahr des assyrischen Königs Sargon II. Vielleicht hatte er für die Beglückung seiner Untertanen, den Bau von Burgen und die Umsiedlung von Bewohnern, also für all das, was in den Inschriften beschrieben wird, um die 10 Jahre Zeit, ließ dann die Festung Azatiwataya bauen und die Orthostaten gestalten. Einige Inschriften, die in der dritten Person von Azatiwatas sprechen, könnten erst nach seinem (frühen) Tod ergänzt worden sein. Çambel schließt diese Erwägungen mit dem Hinweis: „Kurz danach muss die Zerstörung der Burg und ihrer Tore stattgefunden haben.“ Dies musste man so verstehen, dass die (vermutlich) assyrischen Eroberer mit der Zerstörung der Festungsanlage auch die Zerstörung der Portalfiguren und reliefierten Orthostaten mitvollzogen hatten.

Im Abschlussband der Karatepe-Dokumentationen von 2014 (Karatepe 2) wird eine ganz andere Deutung vorgenommen, die sich schon im Bildwerke-Band von 2003 angedeutet hatte (Karatepe 2 S. 29):

Die ursprüngliche Annahme, dies [d.h. deutliche Brandspuren und geringe Fund­material­mengen]  sei auf eine Erstürmung durch die Assyrer zurückzuführen, wurde mittlerweile revidiert. Tatsächlich konnten außer Brandresten von Holz und Lehmziegeln sowie Aschespuren keine willkürlichen Zerstörungen an den Orthostaten festgestellt werden.

An der zur Begründung referenzierten Stelle in den Bildwerken (S. 20 f) wurde argumentiert: Die Holzrahmen, auf denen die Orthostaten aufgestellt waren, seien mit der Zeit verrottet. Deshalb seien die Orthostaten umgestürzt, wobei sie Schaden genommen hätten. „Der größte Schaden wurde bei den beschrifteten Sockeln beobachtet, die durch die zusätzliche Bearbeitung der Beschriftung viel anfälliger waren als die unbeschrifteten.“ Das verstehe, wer will. Denn die Relief-Bearbeitung griff oft sehr viel tiefer in die Basaltplatten ein, als die flach bleibenden Beschriftungen. Sollte also nicht doch eine aktive Zerstörung erwogen werden, die sich naheliegenderweise besonders gegen die schriftliche Preisung von Ruhmestaten des Feindes gerichtet hatte?

Auch sonst wirken die Begründungen eher zusammengesucht. So ließ sich Çambel  von einem Vertreter der DSI erzählen, die Zerstörungen der Basaltstelen könnten auch vom sogenannten „Sonnenbrenner-Effekt“ herrühren (vgl. Karatepe 2, Fußnote 69 auf S. 20; „DSI“ sind die türkischen Wasserwerke „Devlet Su Işleri“, über deren ungute Rolle bei der Zerstörung antiker Hinterlassenschaften mein Beitrag „Die Industrialisierung der südostanatolischen Landwirtschaft durch künstliche Bewässerung“ berichtet). Dieser Effekt chemischer Verwitterung durch atmosphärische Einflüsse betrifft nur ultrabasische Magmatite, so dass erst einmal die örtlichen Basalte chemisch zu klassifizieren wären, ehe man als Wasserfunktionär – mehr an Stauseen als an antiken Relikten interessiert – mit solchen Theorien vorbeikommt (zur Klassifikationstechnik vgl. im Beitrag auf dieser Website über kilikischen Magmatismus – „Vulkanismus in Homers Welt?“ – die Einordnung in das sog. TAS-Diagramm). Außerdem würde der Sonnenbrenner-Effekt eine Zertrümmerung zu mürbem Schotter bewirken, nicht aber die Zerteilung in großformatige Brocken, die in sich auch heute noch ausgesprochen stabil wirken (Okrusch, Mineralogie S. 17; HLUG Vogelsberg-Geotope, S. 13; Wikipedia).

All das klingt seltsam und wird noch befremdlicher, wenn man sich mit der großen Götterstatue befasst, die wenige Meter hinter dem Südtor aufgestellt war und den Gott Ba’al in seiner Rolle als Wettergott zeigen soll (Abb. 8).

Karatepe-Aslantaş - Baal-Wettergott von vorne und von links

Abb. 8: Der Wettergott Tarhunzas/Ba’al hinter dem Südtor auf dem Sockel zweier Stiere von vorne und von links. Gegenüber den nach der Rekonstruktion bei guter Ausleuchtung entstandenen schwarz-weiß-Bildern lässt sich die Basaltstatue heute im Schatten unter dem Schutzdach nicht mehr so prägnant fotografieren. Man sieht immerhin, wie in einer Aktion des Jahres 2001 (Bildwerke S. 48) die Lücken zwischen den zusammengesetzten Bruchstücken mit „hydraulischem Kalk“ zugeschmiert wurden.

 

Diese Statue ist noch so gut erhalten, dass sich die rundum in den Mantel eingemeißelte Inschrift des Herrschers Azatiwatas unschwer lesen lässt (...falls der/die LeserIn die phönizische Schrift versteht). Wenn man nun Çambels-Behauptung akzeptieren will, dass diese „Götterstatue wohl mindestens 1915 noch aufrecht auf ihrem Sockel stand, bis sie durch Schatzgräber gewaltsam umgestürzt und zerschlagen wurde“ (Bildwerke S. 20; der Fußnoten-‚Nachweis‘ verweist mit „S.o.p.2“ leider ins Diffuse. Gemeint ist Seite 2 des Bildwerke-Bandes mit Berichten über wundersame orientalische Erzählungen), dann münden all die ausgiebig verbreiteten Theorien zur natürlichen Zertrümmerung und Erosion der Basaltobjekte, die Kuriosa zur Einwirkung des Sonnenbrenner-Effekts, die Mutmaßungen zum Herabspülen fehlender Bruchstücke über die Jahrtausende weit den Hang hinunter bis in den heutigen Stausee und die Behauptung besonderer Erosionsbetroffenheit beschrifteter Basaltsteine in umfassende Skepsis. Denn die Ba’al Statue müsste von ca. 690 v.u.Z. bis 1915 über somit 2.610 Jahre fast unbeschadet aufrecht stehend all diesen Einflüssen getrotzt haben, ehe sie just kurz vor Entdeckung durch die Archäologen von unbekannten Bösewichten umgestürzt worden sei und zerfiel. Das klingt doch reichlich unwahrscheinlich.

Çambel müsste dann nämlich auch erklären, warum jene „Schatzgräber“ ausgerechnet das für den Kunsthandel wohl wichtigste, nämlich den Kopf der Statue, vernichtet hätten. Anderenorts erzählt sie, Hinterkopf und Schädeldecke seien zwar stark zertrümmert gewesen, konnten aber aus 12 Fragmenten weitgehend rekonstruiert werden. Zum wichtigsten Teil des Kopfes vermerkt der Bildwerke-Band hingegen nur lakonisch: „Das Gesicht war hoffnungslos zerstört“ (S. 47). Ansonsten befasst sich der weniger als eine halbe Seite umfassende Text zum Wettergott-Standbild vor allem mit der Frage, wie ein Bildhauer der Statue ein neues Gesicht gegeben hat – was dann die meisten Betrachter gar nicht merken werden, weil sie darauf mangels jeglicher Infotafeln vor Ort nirgends hingewiesen werden.

Ein Bild zur Fundsituation des umgestürzten Götterstandbildes würde sehr helfen, fehlt aber in den Dokumentationen ebenso wie eine textliche Beschreibung. Es wird nur gesagt, dass die Statue  „im Kern erhalten“ war. Das meint wohl den Rücken der Statue, der vom Sockelschaft bis hinauf zu den Schultern ein unzerstört gebliebenes Stück bildet, das etwa 2/3 des Unterkörpers und das rückseitige Drittel des Oberkörpers umfasst. Davon waren zahlreiche Stücke vorne, die vorstehenden Unterarme mit Händen, die äußeren Schulterpartien und insbesondere der Kopf abgeplatzt.

Die Statue hat an ihrer Basis einen zapfenartigen kubischen Sockel, der in eine kompatible Aussparung des aus zwei kleinen Stieren gebildeten größeren Sockelsteins eingesetzt war und nun wieder eingesetzt ist (Abb. 9; dieser in den Grabungsberichten nicht dargestellte Sachverhalt ist auch dem Wikipedia-Autor Klaus Peter Simon bei seiner Besichtigung aufgefallen).

Karatepe-Aslantaş - Sockel des Baa-Wettergottes von allen vier Seiten

Abb. 9: Einsatz des Statuenschafts in den Stiersockel von allen vier Seiten. Hinten und rechts sind die (vermutlich durch das Umstürzen der Statue) abgeplatzten und wieder angesetzten Randteile zu erkennen, dazwischen klafft eine Lücke, deren Teil nicht mehr gefunden werden konnte.

 

Vom Stiersockel fehlt rechts hinten ein großes Randteil, so dass der eingesetzte Statuenschaft dort der Betrachtung freigestellt ist. Zwei weitere Randteile hinten und auf der rechten Seite waren abgebrochen und wurden wieder angesetzt. All das erweckt den Eindruck, als sei das Standbild nach vorne (bzw. vorne-links) gewaltsam umgezogen worden und habe dabei mit seinem Schaft den rechten und hinteren Umfassungsrand am Stiersockel abgesprengt. Beim Aufschlag sind dann vor allem die vorderen Teile der Statue zu Bruch gegangen.

So ist in der Geschichte viele Male verfahren worden, als nach dem Sturz eines Herrschers auch dessen Standbilder gestürzt wurden – berühmtes jüngeres Beispiel: die Inszenierung der Zerstörung der Saddam-Hussein-Statue in Bagdad durch die USA im Jahre 2003 (vgl. das Foto in Wikipedia zu „Politischer Ikonoklasmus“). Der besiegte Gegner wird auch und gerade in den künstlerischen Objekten vernichtet, in denen er sich präsentiert oder mit denen er sich identifiziert hat, damit er keinesfalls in ihnen weiterlebe. So sind schon die Assyrer verfahren und so verfährt auch der sogenannte „Islamische Staat“, wo er die kulturellen Inkarnationen aller vorderasiatischen Kulturen in seinem Herrschaftsbereich, die es vor Etablierung seiner eigenen Kulturlosigkeit gab, sukzessive vernichtet. Die makabre Ironie dieses jüngsten kulturellen Zerstörungszyklus‘ besteht darin, dass es bei den vom IS zerstörten Orthostaten in Ninive ausgerechnet Objekte jenes eisenzeitlichen  Assyriens traf, die den wiederum von Assyrern zerstörten Orthostaten in Kilikien so ungemein ähnlich sind.

Es ist jedenfalls nicht anzunehmen, dass die beschriebenen Beschädigungen an den Bildwerken von Karatepe-Aslantas und insbesondere auch an der Wettergott-Statue allein durch natürliche Erosion zustande kamen. Hier sollte also von einer aktiven Zerstörung durch Menschen in sehr viel früherer Zeit ausgegangen werden.

Insgesamt bleibt aber in diesem wichtigen Punkt das Vermächtnis von Halet Çambel und KollegInnen unbefriedigend: Die fragwürdig begründete These einer Zerstörung der Bildwerke ausschließlich durch natürliche Erosion und die Verneinung einer aktiven Zerstörung durch assyrische Eroberer lässt sich nach dem Tod aller beteiligten Akteure (vgl. Eingangsabschnitt) und mit dem Verlust wichtiger Grabungsunterlagen (mehr im nachfolgenden Abschnitt) wohl nicht mehr überzeugend klären.

4. Der Palast im Wald

Die seltenen Besucher, die zum Karatepe-Aslantaş vordringen, kommen zunächst an einer Büste zur Erinnerung an Halet Çambel vorbei, aus der man zwar keine Lebensdaten aber immerhin die Kunde erfährt, dass der stiftende Rotary Klub für die Aufstellung zwei Jahre gebraucht hat (Aufschrift: „Prof. Dr. Halet ÇAMBEL | Adana Tepebağ Rotary Kulübü 2004-2005“; Abb. 10).

Links zieht dann ein Grabungshaus den Blick auf sich (und von den davor im Gras versteckten Resten eines Megaron-Baus außerhalb der Burganlage ab). Von der Vormauer, die den Zwinger am Zuweg gebildet hatte, sieht man rechts vom Weg so gut wie nichts mehr. Dann folgt das Südtor und die Statue des Ba’al. Hat man sich damit hinreichend befasst, so wird man den Weg durch den Wald zum Nordtor hinabtrotten und nach dessen Besichtigung erneut auf dem einzigen Weg weiterwandern, der sich anbietet. Unversehens landet man auf einer Strecke, die bereits außerhalb der Burganlage verläuft, wieder beim Halet Çambel-Standbild und merkt vielleicht erst jetzt so richtig, dass bereits alles vorbei ist. Außer der ahistorisch restaurierten Mauer, dem Süd- und den Nordtor bekommen Besucher nichts außer Wald zu sehen.

Wo es schon keine Infotafeln zu den sichtbaren Objekten gibt, findet man erst recht keine Hinweise auf im dichten Buschwald unsichtbar gewordene Objekte. Da muss schon aktiv gesucht werden – insbesondere nach dem Palast.

Dieser Palast war in den Jahren 1997 bis 1999 zum zweiten Mal Gegenstand von Ausgrabungen. Grund für diese erneute und umfassende Freilegung, Säuberung und detaillierte Bauaufnahme war, dass die Unterlagen zur Erstausgrabung Ende der 1940-er Jahre schon wieder untergegangen oder zumindest unvollständig geworden waren.

Da kann einem der Kamm schwellen! Grundsätzlich vernichten Archäologen, was sie erforschen. Jede Freilegung einer älteren Schicht bedingt die Abtragung der jüngeren, und jegliches Fundgut zwischen den Steinen – Keramik, Metallobjekte, Münzen, Schrifttafeln u.v.a – wird sowieso entnommen und anderswohin verbracht. Also kommt es bei jeder Grabung entscheidend darauf an, wie gewissenhaft, detailliert und vollständig die Grabungsberichte und zeichnerischen Befundaufnahmen gefertigt werden, damit auch später noch jedes Objekt einer bestimmten Fundsituation zugeordnet werden kann. Natürlich muss deshalb auch die Fundsituation selbst maßstäblich, detailliert und vollständig kartiert werden. Und – daran hapert es in 99 % aller Grabungen – die Dokumentationen sollten auch allgemeinzugänglich veröffentlicht werden, damit sie zum Wissen der Menschheit werden können.

Die Dokumentation der Bauwerke (Mauern, Türme, Palast und weitere Gebäude im Befestigungsring) sollte ursprünglich von Bahadır Alkım herausgegeben werden, der bereits in der ersten Ausgrabungskampagne der 1940-er Jahre verantwortlich mitarbeitete. Der hatte sich jedoch alsbald für andere Projekte interessiert und starb überraschend 1981 – ehe die Gesamtdokumentation überhaupt begonnen war. Alkım pflegte auch seine Eigenarten (S. 11). Denn all seine Keramikfunde beschriftete er in einem Kürzelsystem, dessen Schlüssel er nirgends niederlegte. Und  so waren letztlich nicht nur seine Aufzeichnungen zur Bauaufnahme, sondern auch die Zuordnungen von Funden in den Ausgrabungen verloren.

Obwohl die Neuaufnahme der Bauten unter Leitung von Martina Sicker-Akman (einzige ‚Überlebende‘ im Bearbeitungsteam des vierten und letzten Berichts von 2014 – Karatepe 2) in den Grabungskampagnen 1997 bis 1999 bei unserem Besuch Anfang 2015 ‚erst‘ 16 Jahre zurücklag, ist von den seinerzeit wieder freigelegten Strukturen kaum noch etwas zu sehen. Der auch im Zuge dieser Grabungskampagne nicht beseitigte Wald auf der Kuppe des Karatepe überwächst und verschüttet die Reste rapide (Rekonstruktion wesentlicher Bauphasen in Abb. 11).

Bauphasen des Palastes von Karatepe-Aslantaş

Abb. 11: Ende des letzten Jahrhunderts kartierte Grundmauerreste des Palastes aus den zwei wesentlichen (von mindestens vier) Bauphasen (nach Karatepe 2, Abbildungen 24, 27 und 28). Phase 2 zunächst nur im nördlichen Bereich, dann in Phase 4 Bauten an drei Seiten um einen zentralen Hof, der nach Osten durch eine Mauer abgeschlossen war (durch die wahrscheinlich ein Zugang hinein führte). Ferner sind Reste von Kanälen eingetragen und der Zugang zur Westpforte (vgl. Plan in Abb. 1) angedeutet. Der ‚Libationsstein‘ und die ‚Silos‘ werden im weiteren Text erörtert.

 

Die unvermeidliche Enttäuschung des Besuchers über das wenige noch Sichtbare liegt aber auch darin begründet, dass selbst die Palastgebäude nicht aus jenem „glatt behauenen Stein“ errichtet worden waren, den Homer am Palast des Priamos beschreibt (Ilias VI.244, 248) und an den sich Raoul Schrott aus unerfindlichen Gründen auf dem Karatepe-Aslantaş erinnert fühlte (womöglich hat er sich von den aus Quadern „rekonstruierten“ Festungsmauern täuschen lassen – siehe die Kritik daran in  Abschnitt 2 oben). Nur ca. 40 cm hoch hatten Azatiwatas Bauleute die massiven Schalen der Palast-Grundmauern errichtet – und auch diese (wie die Umfassungsmauern) nur aus Kalkbruchstein. Darauf erhoben sich Palastmauern aus Lehmziegeln, die längst der Witterung und der Erosion anheim gefallen sind. Selbst die Grundmauerreste sind nicht mehr vollständig, lassen aber immerhin die Konturen der ehemals darauf errichteten Gebäude erahnen. Darin finden sich nur ganz wenige sorgfältiger behauene Steinquader, in denen die Sockel von Holzsäulen in größeren Räumen gesehen werden, ferner Reste von Entwässerungskanälen oder Partien gepflasterter Hofflächen (Abb. 11).

Da wird ein auffällig skulpturierter Stein von 50 cm Breite und 80 cm Länge heute zu einem herausragenden Fund, zu dem die Ausgräber ohne weitere Interpretationsbemühen lediglich meinen, es handele „sich möglicherweise um einen Libationsstein für kultische Handlungen“ (Abb. 12 mit Lagemarkierung in den Plänen der Bauaufnahme). Das ist so ein Fachbegriff, den man in den Suchmaschinen vergeblich sucht.

Libationsstein im Palast von Karatepe-Aslantaş

Abb. 12: Der „Libationsstein“ im Breitraum an der Westseite des Palasthofes mit der Bauaufnahmebezeichnung „E“ (vgl. auch die Lagmarkierunge in Abb. 11). Wenn dieser Stein dem kultischen Opfern von Flüssigkeiten gedient haben sollte, dann wäre dies Opfer ins Rund des eingearbeiteten U gegossen worden und in den beiden Bügeln vom Stein herabgeflossen.

 

Ganz besonders fallen im Wald auf der Karatepe-Kuppe, wo sich einst der Palasthof erstreckte, seltsame runde Eintiefungen in den anstehenden Fels auf. Die Ausgräber haben sie „Silos“ genannt, ohne aber klären zu können, ob sie tatsächlich der Aufbewahrung von Nahrung dienten. Nicht einmal eine Datierung war ihnen möglich, wobei allerdings einiges dafür spricht, dass diese „Silos“ vor Errichtung des Palastes wie auch vor Errichtung der großen Toranlagen aus dem Fels gehöhlt wurden. Neben dem Palasthof fanden sich auch am Südtor derartige „Silos“. Und dort waren Sie partiell von den Strukturen der Toranlage überbaut, was eine zeitliche Reihenfolge ableitbar macht. Die nachfolgende Bildergalerie zeigt jeweils vergleichend die Fundperspektiven in den Bauaufnahme des Südtors und des Palasthofes, historische Bilder während der Ausgrabungen in den 1940-er Jahre sowie Fotos von 2015:

Bildergalerie zu den „Silos“ im Palasthof und am Südtor

Bedienung: in der Mitte des linken und rechten Rands erscheinen Buttons zum Weiterschalten bei darüber schwebender Maus.

5. Anmerkungen zur Informationslage

Die Dokumentation jahrzehntelanger Ausgrabungen und Rekonstruktionen auf dem Karatepe Aslantaş ist auf unzählige Zeitschriftenpublikationen verstreut, die zum Teil kaum noch greifbar sind, zu schweigen von unpublizierten und teilweise schon wieder verschollenen Grabungs­tagebüchern, -zeichnungen, sonstigen Notizen oder Erinnerungen der inzwischen verstorbenen Akteure. Die wesentlichen Aspekte wurden in vier Bänden zusammengefasst:

Auch der vierte und letzte Band von 2014 konnte die Aufarbeitung nicht im wünschenswerten Umfang abschließen. Er birgt allerlei Schwächen, unplausible Argumentationen und viele Lücken. Das muss man den alten Damen nachsehen, die hier bis zu ihrem Lebensende um die Bewahrung eines wichtigen kulturellen Erbes der Menschheit gerungen haben, das zwar nicht mit einem UNESCO-Logo versehen wurde und auch in der allgemeinen Wahrnehmung eher als „nicht existent“ vermerkt sein dürfte, gleichwohl aber mindestens ebensoviel Relevanz hat wie ein karolingisches Tor in Worms oder eine Welterbe-Bewerbung Darmstadts für einen „Aufbruch in die Moderne“.

Diese Nachsicht kann aber nicht auf die Mitarbeiter des Geodätischen Instituts der Universität Karlsruhe erstreckt werden, die die Neuaufnahme der Topografie verantworten. Aus ihrer Bearbeitung des Geländes resultiert ein Übersichtsplan, der Karatepe 2 als Beilage 1 angehängt ist. Auch in diesem Plan der 2.700 Jahre alten Anlage endet nun – wie schon im Modell aus dem örtlichen Museum – der Burgberg von Karatepe an der Wasserlinie des neuzeitlichen Stausees. Ein Kotau, der nicht sein müsste. Auf den nicht überfluteten Rest zeichnen die Topografie-Bearbeiter Höhenlinien, für die sie unverständlicherweise weder eine Bemaßung anbringen, noch den zugrundegelegten Höhenabstand zwischen den Linien ausweisen.

Solche Informationen sind nicht ganz unwichtig (mal ganz davon abgesehen, dass sie fachlich üblich bzw. zwingend erscheinen). Denn Aspekte wie die Platzierung des Südtors knapp unterhalb des Palastniveaus, hingegen die Anlage des Nordtors viel weiter unten in Richtung der weiten Flusstals zum Anatolischen Hochland hatten sicherlich ihre Bedeutung für die Konzeption der Gesamtanlage, so dass man sie höhenmäßig gerne genau einordnen will.

Dies eklatante Definit fehlender Bemaßung lässt sich auch nicht einfach aus anderen Quellen ausgleichen. Denn in all den Plänen zum Karatepe-Aslantaş finden sich so gut wie keine Höheneinträge. Die einzige Ausnahme bildet in Bildwerke die Tafel 4 mit Bezifferung einer 150 m- und einer 100 m-Höhenlinie, die aber unplausibel sind, schon weil sie von sieben Höhenlinienabständen getrennt werden (50/7 = 7,14 m-Höhenlinien hat die Welt zuvor noch nicht gesehen). Nur in den Bauaufnahmen zum Abschlussband (Karatepe 2) bzw. in dessen Textteil finden sich für drei Örtlichkeiten Einzel-Höhenangaben, mit denen sich etwas anfangen lässt:

Mit diesen Anhaltspunkten können die Höhenlinien der erneuten Geländeaufnahme der End-1990-er Jahre nur einen Abstand von 5 m meinen. Dennoch lässt sich kein widerspruchsfreies Höhenliniennetz rekonstruieren. An diversen Stellen kommt mal eine Höhenlinie hinzu und verschwindet an anderer Stelle wieder. Die von mir ergänzte Bezifferung in der überarbeiteten Beilage 1 (Abb. 2 auf dieser Webseite) birgt daher Unsicherheiten in der Größenordnung eines 5 m-Höhenlinienabstandes.

Abschließend sei auf den sorgfältig erarbeiteten, umfassenden Wikipedia-Beitrag von Klaus Peter Simon hingewiesen, den Wikipedia in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen hat. Er muss sich natürlich als Lexikon-Artikel jegliche Wertungen verkneifen, mit denen ich nicht hinter dem Berg halten wollte.

 

Michael Siebert im September 2015

 

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