Schlackenhalden – Spuren antiker Kupferverhüttung
Kupfererze liegen in der Regel als Kupferkies vor (CuFeS2), enthalten also Kupfer, Eisen und Schwefel. Zunächst wurde in der Bronzezeit der Schwefel herausgeröstet und entwich als Schwefeldioxid in die Luft (Hauptschadstoffgas im inzwischen überwundenen neuzeitlichen Problem des „Sauren Regens“). Mit dem im Erz enthaltenen Eisen konnten die Handwerker der Bronzezeit noch nichts anfangen. Die beim Rösten entstehenden Eisenoxide werden deshalb durch Zuschlag von Siliziumdioxid (Quarz) gebunden und konnten so im heißen Zustand abgegossen werden. Dieser Ausfluss wurde dann zu den Schlacken, die sich im Laufe der bronzezeitlichen Jahrhunderte bis in die Römerzeit hinein haldenhoch aufgetürmt haben (Detail in der Abbildung).
Solche antiken Schlackenhalden waren auf der Kupferinsel Zypern an vielen Stellen zu finden, bis sie vor allem zu Straßenschotter weiterverarbeitet oder von Abraumhalden neuzeitlicher Minen überschüttet oder schlicht beiseite geräumt wurden.
Aus einem Flyer des Geological Survey Department (ein 3 MB jpg-Bild) habe ich ergänzend zu den neuzeitlichen Minen jene Lokalitäten in eine lesbare Kartengrundlage übernommen, an denen man antike Schlackenhalden gefunden hat. Sie sind dort als blaue Kreisflächen dargestellt. Im Gelände wird es aber meist schwerfallen, diese Spuren antiker Kupfergewinnung noch zu finden:
Man sieht schnell: die antiken Schlackenhalden lagen zum einen überall dort, wo auch die neuzeitlichen Minen (schwarze Rechtecke) wieder mit der Exploration angesetzt haben. Am Rande der großen aktiven Kupfermine von Skouriotissa (Mine Nr. 4 in der Karte; vgl. dazu die separate Skouriotissa-Seite) sind diese Halden in ihren verbliebenen stattlichen Resten noch gut zu studieren.
Es gibt darüber hinaus zahlreiche weitere Stellen, an denen zwar Schlackenhalden gefunden wurden, die heutigen Minengesellschaften aber eine erneute Exploration offenbar nicht für aussichtsreich gehalten haben. Diese Stellen liegen fast durchweg im Pillowlavengürtel rund um den Troodos bzw. in dessen Absplitterungen im Osten bei Troulloi (Mine Nr. 19) sowie im Süden bei Kalavasos (Minen Nr. 18).
Zur antiken Schlackenhalde von Kalavasos findet sich im Online-Mineralienatlas neben zwei sehr stark stilisierten Kartenskizzen ein Bild. Vor Ort nutzen aber weder die Skizzen, noch das Bild. Die antike Halde ist womöglich längst verschwunden. Zu finden sind noch große Halden und auch Stolleneingänge des neuzeitlichen Bergbaus, der wohl die antiken Spuren weitgehend vernichtet hat.
Man fährt an Kalavasos vorbei (die Umgehungsstraße knickt unmittelbar vor dem Dorf scharf nach rechts ab). Hinter dem (im Übrigen besuchenswerten!) Dorf, wo die Umgehung auf die innerörtliche Straße zurückmündet, folgt man deren Richtung nach rechts, ignoriert sowohl einen alsbald folgenden weiteren Straßenabzweig nach rechts und auch den zweiten nach links. Nun folgt man lang der Straße geradeaus, die im Gebirge vor dem dortigen Staudamm eine Kurve nach links nimmt. Jetzt ist man im Prinzip im weiträumigen ehemaligen Bergbaugebiet mit seinen zahlreichen Halden.
Zurück zur Karte mit den Minen und Schlackenhalden:
Auf die drei Einträge im hellrosa Bereich der magmatischen Fördergänge (Diabas, nordwestlicher Troodos), die also nicht im typischen Lagerstättenring der Pillowlaven angesiedelt sind, kann ich mir kaum einen Reim machen. Den in diesen Bereichen ozeanischer Kruste unterhalb der oft bis zu 1 km mächtigen Pillowlavendecken finden sich normalerweise keine Erzlagerstätten. Allerdings haben wir mal in diesem Bereich – kurz vor dem Tripylos-Gipfel (1392 m) – ein Schlackenstück gefunden, dies aber herangefahrenem Schotter für den Wegebau zugeordnet, zu dem die großen Schlackenhalden z.B. bei Skouriotissa gerne verarbeitet wurden (Abb. mit Handstück). Andererseits vermerkt die sehr ins Einzelne gehende Xeros-Troodos-Studio des Geological Survey Departments aus den 1950-er Jahren, dass es auch im Diabas (also dem rosa Bereich der "geschichteten" Fördergänge) einige Kupfer-Pyrit-Adern gab, die die in der Frühgeschichte ausgebeutet wurden (S. 140).
Eine andere, einfacher erklärbare Sonderstellung nehmen die ganz im Westen auf dem Zipfel der Akamas-Halbinsel eingezeichneten beiden Schlackenhalden ein: sie sind in einem Bereich ozeanischer Kruste eingetragen, der nicht aus der originären zyprischen Erdgeschichte stammt, sondern von der afrikanischen Platte aufgeschoben wurde (Akkretionskeil). In diesem Bereich mischen und überlagern sich unterschiedlichste tektonisch zusammengeschobene Gesteine, darunter auch Pillowlaven, an die die Bindung (kleinerer) Erzlagerstätten plausibel ist. Einen schönen Aufschluss in dies Gelände erlebt man auf dem Smigies Nature Trail an dessen Nordwestkurve, wo ein völlig vegetationsfreies Tal mächtiger Pillowlaven hinunter zur Westküste führt. Die besagten Schlackenhalden habe ich dort allerdings nicht gefunden.