Die Seevölkerstädte Maa, Kition und Enkomi
Als man – aus Griechenland oder der Ägäis kommend – in der Bronzezeit gen Osten segelte, stießen Seeleute zunächst auf die Akamas als den westlichsten Dorn, den Zypern ins Meer kragen lässt. Bronzezeitliche Siedlungsspuren sind hier nicht gefunden worden. Die Gründe mögen an dieser Stelle unerörtert bleiben, liegen aber wohl in der felsigen Unwirtlichkeit dieses Terrains.
Nur wenig weiter entlang der Küste Richtung Süden stießen bronzezeitliche Segler nördlich und südlich der kleinen Lara-Halbinsel auf weite Sandstrände, die heute als Schutzgebiete für Schildkröten ausgewiesen sind. Südlich dieser Halbinsel kragt parallel zur Küste ein Kalkplatten-Dorn ins Meer, der zum einen als leicht zu schützende Siedlungsfläche erscheint, zum anderen mit der anschließenden Bucht einen Naturhafen abschirmte, auf dem bronzezeitliche Schiffe gut hätten an Land gezogen werden können. Doch auch diese Lokalität blieb offenbar von den bronzezeitlichen Seeleuten ungenutzt, wohl weil die scharfkantigen harten miozänen Kalke, die hier den Widerstand der ins Meer hinausragenden Halbinsel gegen die Erosion erklären, so gar keinen geeigneten Siedlungsgrund abgaben.
Maa Palaecastro
Ein Stückchen weiter entlang der Küste Richtung Süden kragt erneut ein Felsdorn ins Meer, der nun aber aus weicheren quartären Kalken aufgebaut ist, daher bereits stärker abgeschliffen wurde und somit nicht mehr so markant aus dem Wasser ragt wie der Dorn an der Lara-Halbinsel. Hier endlich, auf der Halbinsel Maa, gingen um 1200 v. Chr. Siedler an Land, die aus der Ägäis herangesegelt waren, errichteten einen ersten Brückenkopf auf Zypern, legten eine Siedlung an und befestigten sie landseitig mit einer „Zyklopenmauer“. Diese bereits vor allem aus Mykene und anderen Orten des bronzezeitlichen Griechenlands bekannten Mauern waren nicht von jenen Riesen der griechischen Mythologie, sondern aus riesigen Steinen errichtet.
Im ansonsten soliden DuMont Zypern-Reiseführer heißt es dazu: „Zurück auf der Küstenstraße gelangt man zur Coral Bay, die durch neuere Hotelbauten viel von ihrer alten Schönheit verloren hat. Auf einer kleinen Halbinsel nördlich der Bucht befinden sich Ruinen der spätbronzezeitlichen Festung Paläkastro-Maa, die vermutlich gegen die Seevölker errichtet wurde. Hier kann man einem kleinen Museum der mykenischen Zivilisation Zypern einen Besuch abstatten.“
Da wittert das Geheimnis jener Seevölker wieder auf, deren Herkunft lange als dunkel galt, die Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. die blühenden Handelsstädte des östlichen Mittelmeers in Schutt und Asche gelegt hätten und erst beim Versuch einer Eroberung Ägyptens gescheitert seien. Doch die Festung „Palaecastro“ Maa war nicht gegen, sondern von einem ‚Stamm‘ der ‚Seevölker‘ errichtet worden. Die von den Archäologen entdeckten Spuren verraten, dass es sich um Krieger aus dem mykenischen Raum gehandelt hatte, die auf diesem kleinen Brückenkopf lediglich 50 Jahre siedelten, ehe dieser Ort für immer aufgegeben wurde (und daher saubere archäologische Befunde zuließ). Es war die Zeit, als die mykenischen Heerscharen nach langem Krieg vor Troia und dessen Zerstörung zurückfluteten und nicht immer gleich in ihre Heimat zurückkehrten (wie vor allem Homers „Odyssee“ verrät).
Die Annäherung an Maa von Westen und einige dort noch vorhandenen Funde zeigt die Bildergalerie unten.
Die mykenischen Siedler/Krieger, die im 12. Jahrhundert v. Chr. am Brückenkopf von Maa ihre Eroberung der Süd- und Ostküste Zyperns begannen, gehörten zu jenen neun Seevölker-Stämmen, die aus ägyptischen Quellen identifiziert worden sind. Der in Maa an Land gegangene Stamm wurde im pharaonischen Ägypten „Ekwesh“ genannt, worin die Homer‘schen Achäer gesehen werden können.