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Gewässerexkursion 1:

Mallos und die Pyramos-Mündungsläufe

Abb. 1 zeigt noch einmal den historischen Kartenausschnitt von Kilikien, der bereits im Artikel Bäche und Ströme in der Troas und in Kilikien vorgestellt wurde:

Abb.1: Ausschnitt aus Pauly 2012 S. 39 – Anatolien vom 10. bis 7. Jh. v.u.Z. mit den beiden Hauptgewässern des Saros und des Pyramos.

 

Die Karte in Abb. 1 weist das historische Mallos als unsicher lokalisierte griechische Kolonie aus, was sie wohl für den Kontext von Raoul Schrotts Kilikien-These interessant gemacht hat (siehe die Aufnahme in dessen Kartendarstellung im Artikel Ein möglicher Ort des achaeischen Schiffslagers, Abb. 1 unten). Das historische Mallos soll unmittelbar am Pyramos wenig nordöstlich des heutigen Dorfes Kiziltahta zu lokalisieren sein: hier die Geoposition von Mallos. Zu diesem Ort gibt es auch eine kurze Wikipedia-Notiz. In Google Earth ist dort jedoch nichts Historisches mehr zu erkennen. Vielleicht gibt es aber lokale Hinweise im besagten Dorf.

Örtliche Hinweise wären auch für den unter Justinian hier nach Osten in die (inzwischen schon stark verlandete) östliche Hafenlagune umgelenkten Pyramos-Lauf zu sondieren. Auch sollte man sich das heute vorgeschobene Sedimentdelta des Pyramos ansehen, um schließlich die historische Mündung beim historischen Magarsa, dem ehemaligen Hafen von Mallos, westlich der modernen Ortslage „Karataş“, zu betrachten. OSM bietet insofern Andeutungen von Pfaden im Gelände.

Abb. 2 zeigt den Bereich der antiken Pyramos-Mündung vor der Justinian-Umlenkung.

Der Fluss wurde wohl historisch von einem südlich von Ceyhan beginnenden Höhenrücken nach Südwesten gelenkt (das wäre vor Ort zu prüfen) wo er dann in eine Lagune mündete, die noch heute zu sehen ist (Akyatan Gölü, Gölü=See). Diese Lagune dürfte dann der Naturhafen von Mallos gewesen sein. Die Pauly-Karte (Abb. 1) hat hier aber keine Küstenlinienmodifikation vorgenommen. Sollte sich Homer hier das archaiische Schiffslager vorgestellt haben, so wäre die Lage noch idealer in Hinblick auf die Positionierung zwischen den beiden Strömen (nun zwischen Saros/Simóeis und Pyrmos/Skamandros) sowie in Hinblick auf die gegen die Stromrichtung von Simóeis und Skamandros von Hera entfachten heißen Südwest-Winde (dazu mehr im Artikel Ein möglicher Ort des achaeischen Schiffslagers).

Die OSM-Höhenlinien um Karataş deuten noch ein wenig den Höhenzug an, der das Ende des weit nach Nordosten verlaufenden Rückens darstellt und der das vorgeschobene Kap geformt hat. Durch diesen Höhenzug muss Justinian seinen Durchstich vorgenommen haben, um den Pyramos in die östliche Lagune umzulenken (diese Lagune liegt jenseits des rechten Rands von Abb. 2):

Die geologische Kartierung (Abb. 3) identifiziert den besagten Höhenrücken als tertiär-miozäne Sedimentpakete („m“), die sich von Nordosten her bis zum vorgeschobenen Cap an der Küste erstrecken, inmitten junger quartär-holozäner Ablagerungen („qh“) der kilikischen Ströme:

Geologie im Bereich des Pyramos-Unterlaufs

Abb. 3: IGK 1500 F6 mit Golf von Iskenderun (historisch: Golf von Issos) und dem ebenen Kilikien. Im Zentrum der leichte Höhenzug, der bis zum Kap Iskele führt und ursprünglich den Pyramos dort in den Akyatan Gölü als Naturhafen von Mallos geleitet hat.

 

Nächstes Exkursionsprojekt 2: Auf der Suche nach den warmen und kalten Quellen der Ilias.